Dass die deutschen Rentner so fit und agil sind, hat auch etwas mit dem demografischen Wandel zu tun. Viele fühlen sich noch so fit, dass sie aktiv am Leben teilnehmen und einer Arbeit nachgehen möchten. Der Arbeitsmarkt in Deutschland kann davon nur profitieren, denn die Rentner sorgen dafür, dass viele Engpässe auf dem Arbeitsmarkt verschwinden. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der noch arbeitenden Rentner zwischen 65 und 69 Jahren verdoppelt und ein Ende dieses Booms ist nicht in Sicht.
Welche Branchen profitieren besonders?
Der Anteil der arbeitenden Rentner hat sich von sieben auf 16 Prozent erhöht. Es sind mehr Männer als Frauen, die im Alter noch einer Arbeit nachgehen. Das erklärt auch, warum vor allem die Kraftfahrzeug-Branche am meisten von der Seniorenarbeit profitiert. Rund 175.000 ältere Menschen arbeiten in dieser Branche, dicht gefolgt vom Sozial- und Gesundheitswesen, wo 141.000 Senioren tätig sind. Auf dem dritten Platz landet das verarbeitende Gewerbe mit knapp 127.000 älteren Mitarbeitern. Viele Senioren arbeiten freiberuflich oder an wissenschaftlichen Projekten, aber auch in technischen Berufen sind die älteren Semester zu finden. Steuer- und Unternehmensberater, Architekten, Marktforscher und sogar Ärzte arbeiten heute noch, selbst wenn sie bereits das Rentenalter erreicht haben.
Teilzeit ist beliebt
Ob im Baugewerbe, bei der Erziehung im Unterricht oder in der Logistikbranche – ältere Arbeitnehmer sind überall zu finden. Die Senioren investieren viel Zeit in ihre Arbeit, trotzdem achten sie auf eine ausgeglichene „Work-Life-Balance“. Fast 700.000 der 64-Jährigen sind in Teilzeit beschäftigt und arbeiten nicht mehr als 19 Stunden in der Woche. 130.000 Senioren arbeiten zwischen 20 und 29 Stunden wöchentlich und nur 110.000 ältere Arbeitnehmer sind zwischen 30 und 39 Stunden in der Woche tätig. Auch Vollzeitstellen sind keine Seltenheit mehr. 256.000 der über 64 Jahre alten Senioren arbeiten acht Stunden pro Tag und das an fünf Tagen in der Woche. Leider lässt sich aus diesen Zahlen nicht erkennen, ob die Senioren freiwillig arbeiten oder ob sie arbeiten müssen, um ihre Existenz zu sichern. Vielfach ist es jedoch der Spaß an der Arbeit und der Kontakt zu anderen Menschen sowie das Gefühl, eine Aufgabe zu haben, die ältere Menschen zu Arbeitnehmern macht.
Weiterbildung ist gefragt
Das Potenzial der älteren Arbeitnehmer ist offenbar noch lange nicht ausgeschöpft. Immer mehr Senioren möchten zusätzliche Kompetenzen erwerben, um noch besser vom Arbeitsmarkt zu profitieren. Die Zahl der über 64 Jahre alten Studenten steigt stetig an. Knapp 15.000 sitzen als Gasthörer in den Vorlesungen und seit Jahren steigt auch die Zahl der älteren Teilnehmer an den Kursen der Volkshochschulen an.
Die deutsche Wirtschaft freut sich über die starke Zunahme an älteren Arbeitnehmern. Sie kann so auf den anhaltenden Mangel an Fachkräften reagieren und von den hohen Erfahrungswerten der Senioren profitieren. Jedoch nicht alle arbeitenden Senioren tun das, um ihren Alltag aktiver zu gestalten. Viele sind gezwungen, einer Tätigkeit nachzugehen, um die Miete und die Lebenshaltungskosten bezahlen zu können. Jedoch ist nicht jeder damit einverstanden, dass Senioren beispielsweise in Vollzeit beschäftigt sind. Nach Meinung von Experten gehen deswegen Arbeitsplätze verloren, die von jüngeren Menschen dringend benötigt werden.
Bild: @ depositphotos.com / Goodluz
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