Trauer richtig verarbeiten

Trauer ist eines der stärksten Gefühle, die wir kennen und Trauer zu bewältigen ist eine der schwersten Aufgaben, die wir im Laufe des Lebens meistern müssen. Sigmund Freud prägte den und tatsächlich bedeutet die viel , denn Trauer vergeht nicht von heute auf morgen. Trauer zu verarbeiten erfordert aber nicht nur Geduld und Kraft, es erfordert auch Mut, denn wer trauert, der muss sich dieser Trauer stellen, sie annehmen und versuchen mit ihr zu leben.

Die verschiedenen Trauerphasen

Trauer durchläuft verschiedene Phasen und mit jeder dieser Phasen wird es ein wenig leichter. Die erste Phase ist der akute Schock. Wir erstarren, fühlen uns taub und sind nicht in der Lage, in irgendeiner Form zu reagieren. Der erlittene Verlust wird nicht registriert, die Realität nicht angenommen.

In der zweiten Trauerphase kommt dann die Erinnerung, und diese Erinnerung löst vielfältige und starke Gefühle aus. Selbstvorwürfe gehören ebenso dazu wie auch beginnende Depressionen, besonders stark ist in dieser Phase aber eine große Hilflosigkeit.

In der dritten Phase überwiegt die Angst, die dann nicht selten von Aggression abgelöst wird und es überwiegt das Gefühl, irgendetwas oder irgendwen verantwortlich zu machen. Es folgt in der vierten Phase die Resignation und die Gewissheit, nichts mehr ändern zu können. In der fünften Phase der Trauerarbeit beginnt die Neuorientierung, die tiefe Trauer und die Verzweiflung lassen langsam aber sicher nach, der Blick wird zumindest zeitweise wieder nach vorne gerichtet.

In der sechsten Phase finden wir wieder zu unserem seelischen Gleichgewicht zurück, wir sind zwar noch voller Wehmut und Erinnerungen, aber gleichzeitig auch bereit, wieder ins tägliche Leben zurückzukehren.

Trauer kann krank machen

Trauerarbeit ist nicht nur eine seelische Herkulesaufgabe, auch der Körper nimmt an dieser Arbeit teil. Schlafstörungen und Appetitlosigkeit, Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel können zu den körperlichen Beschwerden während der Trauerarbeit gehören. Das Immunsystem wird geschwächt und auch Depressionen sind keine Seltenheit. Die Welt ist schwarz und viele denken in dieser Situation sogar daran, sich selbst zu töten. Aber je länger die Trauerarbeit dauert, umso mehr wird der Verlust akzeptiert, und auch die körperlichen Probleme lassen mehr und mehr nach.

Alle, die fühlen, dass sie selbst nicht mehr aus dem tiefen Tal der Trauer herauskommen, sollten einen Arzt aufsuchen oder an einem Trauerseminar teilnehmen. Ein Trauerseminar hat den Vorteil, dass man dort auf trifft, die in der gleichen verzweifelten Lage sind und es ist in der Gemeinschaft einfacher, effektive Trauerarbeit zu leisten.

Bei der Trauerarbeit helfen

sind mit der Aufgabe überfordert, einem Trauerenden beizustehen. Sie wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen und oft fehlen auch die richtigen Worte. Es gibt viele Dinge, die Freunde und Verwandte nicht verstehen oder falsch interpretieren, und das führt zu Missverständnissen, die die Trauerarbeit noch schwerer machen.

Es ist sehr selten, dass Trauernde um Hilfe bitten, sie wollen in der Regel mit ihrem Schmerz alleine sein, sie sind auf sich fixiert und auch die Angst vor Ablehnung spielt eine entscheidende Rolle. Trauernde suchen auch keine Nähe und sie beantworten auch keinen Anruf, und das obwohl sie sich danach sehnen, dass sie jemand anruft.

Wer einem Trauernden helfen will, der sollte sich nicht aufdrängen, aber immer signalisieren: Ich bin für dich da. Wenn ein trauert, dann sollte man ein Nein akzeptieren können, aber ihm das Gefühl geben, wenn du reden möchtest, dann stehe ich zur Verfügung.

Trauer ist ein sehr komplexes Gefühl, das jeder anders empfindet. Um die Trauer aber bewältigen zu können, muss man sie zulassen. Es bringt nichts, Trauer zu verdrängen oder zu versuchen, sie auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben, Trauer muss verarbeitet werden. Wenn eine Hand gereicht wird, die dabei helfen will Trauerarbeit zu leisten, dann sollte diese Hand nicht abgewiesen werden.

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