In der Vorweihnachtszeit haben die Logistikunternehmen Hochkonjunktur. Millionen von Paketen müssen die Mitarbeiter transportieren und ausliefern, damit alle Geschenke pünktlich unter dem Weihnachtsbaum liegen. Die Logistikunternehmen sorgen dafür, dass alle Pakete zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sind und das verlangt nach einer exakten Planung. Das Logistikunternehmen muss einen genauen Überblick über den Warenbestand haben und aus diesem Grund setzen die großen Logistikunternehmen auf RFID-Technologie.
Alles ist gespeichert
Die Abkürzung RFID steht vereinfacht übersetzt für Funkerkennung und genau das ist für die Logistikunternehmen von Bedeutung. Mit RFID ist es möglich, alle relevanten Daten kontaktlos auszulesen. Der Transponder mit den Daten befindet sich auf dem Paket oder auf der Palette und sendet die Daten ohne Unterbrechung aus. Kommt er in Reichweite eines Empfängers, werden die Daten gelesen und erfasst. Dieser Prozess macht eine lückenlose und komplette Überwachung des Warenbestands möglich. Verfahren zur Sendungsverfolgung gibt es nicht erst seit gestern, aber zuverlässig waren diese Verfahren leider nicht. Da die RFID-Technik schon seit einigen Jahren stetig ausgebaut wird, gibt es auf den Transportwegen heute ausreichend RFID-Empfänger. Umso einfacher ist es, jedes Paket genau zu verfolgen. Es ist noch nicht allzu lange her, da erfolgte die Sendungsverfolgung von Paketen noch manuell. Das war umständlich, ungenau und zeitaufwendig. Diese Aufgabe übernehmen jetzt RFID-Chips, die deutlich zuverlässiger und schneller arbeiten.
Norwegen macht es vor
In den 1960er Jahren begannen viele Staaten in Europa, die ersten elektronischen Sicherungssysteme für Waren auf den Markt zu bringen. Diese Systeme waren jedoch denkbar primitiv, denn sie funktionierten mit Mikrowellen oder mit Induktion. Die ganze Struktur, die mit diesen Systemen zusammenhing, war alles andere als komplex und ist mit der heutigen RFID-Technologie nicht zu vergleichen. Die Systeme kamen zwar auch in der Logistikbranche zum Einsatz, aber vorrangig ging es darum, Waren in Kaufhäusern und Geschäften vor Ladendieben zu sichern. In Ländern wie Norwegen kam RFID-Technologie schon früh zum Einsatz. Mautsysteme und Bezahlsysteme, aber auch Autorisationssysteme, beispielsweise um einen einfachen Zugang zu einer Veranstaltung zu gewährleisten, wurden feste Bestandteile des norwegischen Alltags. Alle diese Systeme funktionierten mit moderner Funktechnik, die später auch andere Länder in Europa übernahmen. Die RFID-Technologie setzte sich jedoch nicht nur in Europa durch, auch in den USA arbeitete die Logistikbranche schon früh mit RFID.
RFID – Ein Gewinn für die Handelsunternehmen
Die RFID-Technologie ist nicht nur ein Gewinn für die Logistikbranche, sie macht es auch den großen Handelsunternehmen einfacher, ihre Warensysteme zu managen. Die amerikanischen Unternehmen wie Wal-Mart oder Tecso, aber auch die deutsche Metro-Gruppe nutzen mittlerweile die RFID-Technologie. Einigen Händlern sind die Chips aber immer noch zu teuer, sie warten auf günstigere Konditionen. Um alle Artikel mit RFID-Chips auszustatten, dürfte der Chip bei einigen Händlern nicht mehr als drei Cent pro Stück kosten. Dieser Preis ist eher selten der Fall, in der Regel kosten die sogenannten passiven Transponder zwischen fünf und zehn Cent pro Stück. Ein günstiger Preis wird immer nur erzielt, wenn die Stückzahlen stimmen, die der Händler dem Hersteller abnimmt. Bei einer Abnahme zwischen zwei und zehn Milliarden Stück ist der Preis von fünf Cent noch zu halten. Alles, was unter dieser Stückzahl liegt, wird für die meisten Händler zu teuer. Bei kleineren Stückzahlen wird es richtig teuer. Dann sind die Chips nicht mehr unter Preisen zwischen 50 Cent und einem Euro zu haben.
Einfach, aber präzise
Selbst wenn die Preise für die RFID-Chips auf den ersten Blick vielleicht hoch sind, es lohnt sich, mit dieser präzisen Technik zu arbeiten. RFID kann aber noch mehr, als eine Sendungsverfolgung von Waren zu vereinfachen und zu präzisieren. Es ist mit der modernen Funktechnologie möglich, den kompletten Transport und den Umschlag von Waren aller Art zu automatisieren. Der RFID-Chip speichert dabei nicht nur den konkreten Standort des Warenlagers, sondern auch die Temperatur, die im Lager herrscht sowie das Verfallsdatum der jeweiligen Waren. Ganze Warenpaletten sind in der Lage, sich ihren Standort allein zu suchen und diesen danach auch anzusteuern. Sinkt der Bestand an Waren oder liegen einige Artikel über dem Mindesthaltbarkeitsdatum, wird automatisch Nachschub angefordert. Bei der Metro ist diese Form des Future Store schon lange eine Selbstverständlichkeit. Die Anschaffung lohnt sich offenbar, denn die neue RFID-Technologie hat die Ausverkaufssituation um bis zu 14 Prozent gesenkt. Beim Warenschwund liegt die Zahl sogar noch höher, und zwar bei 18 Prozent.
Mehr Daten und weniger Mitarbeiter
In der professionellen Logistikbranche ist die RFID-Technologie schon lange auf dem Vormarsch. Sie macht jede logistische Leistung kostengünstiger und, was vielleicht noch wichtiger ist, auch effizienter. Gleichzeitig gelingt es, eine wahre Flut von Daten einfach zu koordinieren, zu verarbeiten und zu speichern. Jedoch gibt es in diesem Bereich ein Problem und das ist der Mensch. Nach einer Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik kann der Mensch eines Tages die ungeheure Menge an Daten, die die Chips zur Verfügung stellen, nicht mehr bewältigen und beherrschen. Diese Tatsache macht in naher Zukunft den Einsatz von logistischen Systemen notwendig, die sich selbst organisieren. Vielleicht kommt die Logistikbranche irgendwann ganz ohne Menschen aus. Wer sich die Warenhaltung in den großen Versandhäusern ansieht, der bekommt eine Ahnung davon, wie ein vollautomatisches System aussehen kann, das ohne Menschen auskommt.
Die neue Technik ist für viele ein Segen, aber sie birgt auch Risiken, die man nicht übersehen sollte. Nach wie vor gibt es Bedenken, wenn es um die Sicherheit der RFID-Technologie geht. Ein Warenlager, das sich selbst organisiert, kann durch Manipulation, sei sie nun bewusst oder unbewusst, schnell zu einem Albtraum werden. Eine mögliche Manipulation der Chips, auf denen sich die wichtigen Daten befinden, ist das größte Risiko. Gelingt es Kriminellen, die Daten zu verändern oder sogar zu löschen, kann das einen kompletten logistischen Prozess zunichtemachen. Waren landen in den falschen Lagern, Lieferketten werden auseinandergerissen und Kunden bekommen ihre bestellen Waren nicht mehr zugestellt. Das kann sehr schnell das Ende eines Logistikunternehmens bedeuten, denn die Kunden wollen ihre Waren pünktlich bekommen. Aber es gibt auch Probleme im Datenschutzbereich, die immer wieder die Gegner der RFID-Technologie auf den Plan bringt. Es ist zwar eine gute Sache, wenn sich Waren innerhalb eines Geschäfts lokalisieren lassen. Aber was passiert eigentlich, wenn der Kunde mit den Waren das Geschäft verlässt?
Bild: @ depositphotos.com / ileezhun
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